Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Stephan Faust

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Stephan Faust (Klass. Archäologie)

Römische Schlachtdarstellungen

Darstellungen von Schlachten und Belagerungen gab es im Römischen Reich schon zur Zeit der Republik und in der frühen Kaiserzeit, insbesondere in Form der nur literarisch überlieferten Triumphalgemälde. In größerem Umfang sind sie jedoch erst ab der trajanischen Epoche archäologisch fassbar. Während die Schlachtdarstellungen im Kontext öffentlicher Monumente zumeist den Kaiser als Bezugspunkt haben, nutzen die Mitglieder der Eliten des späten 2. und frühen 3. Jhs. n. Chr. das Medium der Sarkophagreliefs, um nach ihrem Tode ihre militärischen Erfolge und soziale Stellung im Leben durch das Thema Krieg zum Ausdruck zu bringen. Im Gegensatz zu zeremoniell-repräsentativen Darstellungen, etwa von Opfern oder Festprozessionen, sind diese Bilder per se dramatisch angelegt und können den Betrachter durch ausdrucksstarke Mittel emotional ansprechen.
Am Beispiel der römischen Schlachtdarstellungen lassen sich unterschiedliche, im Folgenden skizzierte Fragestellungen entwickeln. Sie sind eng verbunden mit der allgemeinen Frage, wie Prestige in der repräsentativen Bilderwelt der Römer vermittelt wird.

Die kulturelle Dimension:
Die römischen Schlachtdarstellungen sind insbesondere dazu geeignet, die virtus einer Person, also ihre Tapferkeit im Kriege, auszudrücken. Daher muss untersucht werden, in welchem Ausmaß diese römische Kardinaltugend zur Konstruktion gesellschaftlichen Ansehens beiträgt. Gerade die Tatsache, dass sich zu einer bestimmten Zeit die solventen Auftraggeber von Sarkophagen ein Thema als Bildschmuck wählten, das im Kontext öffentlicher Monumente fast ausschließlich dem Kaiser vorbehalten war, spricht für den exklusiven Charakter der Schlachtdarstellungen. Doch nicht nur die Gemeinsamkeiten, sondern vor allem auch die bezeichnende Unterschiede zwischen kaiserlichen und privaten Denkmälern sind von Interesse. Hierzu gehört etwa das Problem, welche Rezeptionsweisen in den jeweiligen Kontexten gegeben sind.

Die historische Interpretation:
Die Herrschaft der römischen Kaiser wird von Anfang an und in zunehmendem Maße durch militärische Erfolge legitimiert. Da das mit kriegerischer virtus verbundene Prestige von der republikanischen Zeit bis in die Spätantike ein wichtiges soziales Phänomen darstellt, eignet es sich besonders für eine diachrone Untersuchung folgender Fragen: In welchen historischen Situationen entstehen Schlachtenbilder? Welchen Veränderungen unterliegen sie und wie kann man diese deuten? Wie ist es zu erklären, dass Schlachtdarstellungen in sepulkralem Kontext fast ausschließlich während eines begrenzten Zeitraums auftauchen?

Die Funktionsweise römischer Bilder:
Eine umfassende Analyse der Schlachtdarstellungen kann einen Beitrag leisten zum Verständnis der narrativen Strategien der römischen Flächenkunst insgesamt. Wichtig erscheint insbesondere die Frage, welche Funktion den zahlreichen antiquarischen Details zukommt. Werden sie eingesetzt, um Hierarchisierungen auszudrücken? Sind sie notwendig, um dem Betrachter die Aussage des dargestellten Geschehens als glaubhaft erscheinen zu lassen, auch wenn es gemessen an den tatsächlichen Verhältnissen des Krieges irreal anmuten muss?

Interdisziplinäre Aspekte:
Das Thema erfordert eine Auseinandersetzung mit den Forschungen der althistorischen Disziplin zur antiken Kriegswirklichkeit, um deren Bezug zu den Bildern untersuchen zu können. Darüber hinaus bieten Schlachtdarstellungen ohnehin die Möglichkeit des Austausches mit anderen Altertumswissenschaften, da Krieg ein bedeutsames Thema aller antiken Gesellschaften war und Schlachtszenen dementsprechend ein geläufiges Phänomen in der Bildproduktion der unterschiedlichen Kulturen darstellen.