Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Sabine Neumann

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abine Neumann (Klassische Archäologie)

Höhlen und Grotten im Hellenismus. Studien zur ästhetischen Wahrnehmung des Naturraums Höhle

In dem von Kallixeinos von Rhodos beschriebenen und von Athenaios überlieferten Festzug des hellenistischen Herrschers Ptolemaios II. zu Ehren seiner vergöttlichten Eltern wird eine künstliche Grotte erwähnt, die auf einem Festwagen in der Prozession gezeigt wurde. Auch in dem reich geschmückten Festzelt, in dem die Gesandtschaften des Königshofes ein anschließendes Festmahl abhielten, befanden sich in der oberen Zone der Wandverkleidung künstliche Grottennischen mit Statuenschmuck. Ferner gab es in dem Prunkschiff Thalamegos des Ptolemaios IV. in einem der Hauptsäle eine mit Edelsteinen verzierte Grotte, in der Porträtstatuen der königlichen Familie aufgestellt waren. Diese Beispiele bleiben keine Ausnahmen. In hellenistischer Zeit werden in zahlreichen Kontexten herrscherlicher Selbstdarstellung prachtvolle künstliche Grotten erwähnt. Wenige Generationen später lassen sich Grotten auch als luxuriöses Element im Bereich der privaten Wohnarchitektur auf Delos und im italischen Raum beispielsweise in Latium und Pompeji archäologisch nachweisen. In der frühen römischen Kaiserzeit gehören prunkvoll ausgestattete Höhlen zum festen Bestandteil reicher Kaiservillen. Zu den bekanntesten Beispielen zählen hier die Blaue Grotte auf Capri und die Höhle von Sperlonga in der Villa des Tiberius.
In der gesteigerten Prunkentfaltung und den veränderten Kontexten lässt sich ein plötzlicher Prestigegewinn von Höhlen und Grotten konstatieren, der vielleicht im Rahmen einer ‚Landschaftskunst’ zu interpretieren ist, deren Entstehung in hellenistischer Zeit angenommen wird. Meine Dissertation widmet sich einer Untersuchung des ästhetischen Verhältnisses der Menschen zur Natur in der hellenistischen Epoche am Beispiel von Höhlen und Grotten. Durch eine vergleichende Analyse archäologischer Zeugnisse und Schriftquellen werden menschliche Eingriffe in den Naturraum Höhle und die Entwicklung künstlicher Grotten als Aufgabe der Architektur untersucht. Ziel der Dissertation ist eine Beschreibung und Differenzierung des spezifischen ästhetischen Verhältnisses der Menschen zur Natur im Hellenismus.