Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Jens Barschdorf

Jens Barschdorf (Alte Geschichte)

Freigelassene in der Spätantike

Die Spätantike ist in den letzten Jahren immer mehr ins Zentrum der Forschung gerückt. Eine der wichtigsten Diskussionen beschäftigte sich dabei mit der Sklaverei, der Ausprägung und Ausdehnung zwischen den verschiedenen Schulen – Mainz, Finley, „Marxismus“ – durchaus umstritten war. Mittlerweile wird es in der Forschung als communis opinio angesehen, dass Sklaverei auch noch in der Spätantike und darüber hinaus noch eine wichtige Rolle spielte.

Davon ausgehend erfolgt meine Untersuchung zum Leben von Freigelassenen. Freigelassene konnten in der frühen und hohen Kaiserzeit ein hohes Prestige durch ihre Rolle am Kaiserhof oder in der Wirtschaft erlangen. Ihre Bedeutung für die Spätantike ist aber in keiner Weise erforscht. Dementsprechend soll sich meine Arbeit nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Formen der manumissio zunächst mit dem Verhältnis von libertus und patronus, also dem Patronat beschäftigen. Die erste Analyse der Quellen – sowohl kirchlich, juristisch wie literarisch – hat ergeben, dass das Verhältnis zwischen Freilasser und Freigelassenem enger wurde, der Druck für die Freigelassenen seinem ehemaligen Herrn mehr zu Diensten zu sein wuchs, er aber auch ohne eine Rückkehr in die Sklaverei fürchten zu müssen, entfernt von seinem Patron leben und arbeiten durfte. Daran schließt nun das wichtigste Kapitel der Doktorarbeit an, in dem es um die soziale Integration der Freigelassenen gehen soll. Nachdem der gesetzliche Rahmen aufgezeigt wurde – über den es einige ausführliche Forschungsarbeiten gibt – soll sich zunächst der Frage gewidmet werden, wie dieser das Leben der Freigelassenen bestimmt hat. Danach muss sich gefragt werden, welche Rolle die verschiedenen Bevölkerungsgruppen spielten und inwieweit sie zuließen, dass Freigelassene Prestige erworben.

Am interessantesten ist dabei sicher die Rolle der Kirche, denn sie stellt den entscheidend neuen Faktor in der Spätantike dar. Welche Aufstiegsmöglichkeiten boten sich also den Freigelassenen in ihr? Konnten sie Priester werden? Versprach es denn überhaupt Prestige innerhalb der Kirche aufzusteigen?

Genauso muss auch die Bedeutung von Freigelassenen im Staatswesen hinterfragt werden. Auch wenn wir in der Spätantike zum ersten Mal einen Freigelassenen als Konsul in den Quellen finden, so scheint diese Position für ihn selbst zwar prestigeträchtig gewesen zu sein. In der öffentlichen Meinung war dies allerdings bereits ein Schritt zu weit. Was war also das gerade so noch annehmbare Maß für Freigelassene im Staatsdienst?

Die allgemeine Bevölkerung ist die letzte große Gruppe, die in ihrer Beziehung zu den Freigelassenen untersucht werden soll. Ein Parallelfall könnte hier die Abolition der Sklaverei nach 1865 in den Vereinigten Staaten darstellen. Freigelassene in römischer Zeit scheinen aber nicht die Probleme der Diskriminierung erlebt zu haben, die Afroamerikaner erdulden mussten. Sie konnten vielmehr heiraten Betriebe gründen oder arbeiten fast nach eigener Façon. Prestigeerwerb war also in diesem Rahmen möglich.

Nach der Untersuchung dieser großen Themenblöcke sollte sich ein Bild ergeben, dass uns genauere Informationen über das alltägliche Leben eines Freigelassenen in der Spätantike ermöglicht und damit auch über den Prestigeerwerb und seine Möglichkeiten.