Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Christian Wastlhuber

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Christian Wastlhuber (Ägyptologie)

Die Beziehungen zwischen Ägypten und der Levante während der 12. Dynastie: Ein System von "Prestige and Interest"?

Bei der Erforschung der Beziehungen zwischen Ägypten und der Levante sind und waren literarische Zeugnisse wie die Geschichte des Sinuhe oftmals das Hauptargument, um eine bestimmte Sichtweise hinsichtlich der interregionalen Kontakte zu untermauern. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind in ihren Aussagen teilweise sehr kontrovers und die Deutungsansätze bewegen sich von gänzlicher ägyptischer Kontrolle bis hin zu völligem Desinteresse an den Gebieten des heutigen Syrien, Libanon und Israel seitens des Landes am Nil.

In den letzten Jahren wurde eine Fülle von neuem Material sowohl in Ägypten als auch in der Levante ans Tageslicht gefördert, das es ermöglicht die interregionalen Beziehungen des Vorderen Orients zu Beginn des 2. Jahrtausends vor Christus zu rekonstruieren. Bis heute existiert jedoch keine umfassende Arbeit bezüglich der "Außenpolitik" dieser wichtigen Epoche der altägyptischen Geschichte. In der Dissertation soll die Frage nach der Art dieser Kontakte und deren Auswirkungen auf das Prestige der teilnehmenden Parteien analysiert werden. Der relativ enge zeitliche Rahmen der 12. Dynastie (1976 bis 1794 v. Chr.) bietet mit seiner guten Quellenlage eine optimale Grundlage für die Arbeit.

Um dem Umfang der Untersuchung gerecht zu werden wird sie in mehrere thematische Abschnitte aufgeteilt. Als erstes werden die grundlegenden Prinzipien des altägyptischen Wirtschaftssystems und die Rolle Pharaos darin definiert. Dazu werden primär die theoretischen Arbeiten Maurice Godeliers und Karl Polanyis herangezogen. Der sog. Keynesianismus soll ebenfalls auf seine Anwendbarkeit auf das Alte Ägypten überprüft werden.

Darauf aufbauend folgt die Analyse der Beziehungen Ägyptens zu den Stadtstaaten und Königreichen der Levante. Anhand der ermittelten Form dieser Beziehungen werden deren Auswirkungen auf die an diesem System teilnehmenden Partner (Byblos, Qatna, Ugarit, etc.) untersucht.

Zuerst wird die Frage nach dem Vorhandensein von diplomatischen Geschenken erörtert und in welcher Weise sie Auswirkungen auf das Ansehen und Prestige der Adressaten und Adressanten gehabt haben. Fundkomplexe wie die ägyptischen und ägyptisierenden Objekte aus den Fürstengräbern von Byblos sowie die Eigenschaft, daß sich die Souveräne ägyptisch betitelten, sollen in diesem Zusam-menhang eingehend auf ihre mögliche Funktion als Prestigeträger untersucht werden. Die Grundlage für diese Untersuchungen sind die Arbeiten Marcel Mauss' und Maurice Godeliers, die sich intensiv mit Gabentausch beschäftigt haben. Zur Abrundung des Ergebnisses soll - in Anlehnung an Pierre Bourdieu - das soziale Feld der in diesem System involvierten Parteien rekonstruiert werden.