Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Alexander Schütze

Alexander Schütze (Ägyptologie)

Die kulturellen Auswirkungen der Perserherrschaft auf Ägypten.
Eine Neubewertung anhand ägyptischer und persischer Quellen.

Das alte Ägypten wurde 525 v. Chr. von den Truppen des persischen Großkönigs Kambyses II. erobert. Das Land wurde zu einer Provinz des schnell expandierenden persischen Großreiches. Unter dem Nachfolger Kambyses' II., Dareios I., brachen erstmals Aufstände in Ägypten aus. Zeitweise wurde Ägypten dabei von Griechenland unterstützt, bis der Peloponnesische Krieg (431 - 404 v. Chr.) dessen Kräfte verzehrte. Erst um 400 v. Chr. gelang es dem ägyptischen König Amyrtaios, die Perser aus Ägypten zu vertreiben. Zweimal wehrte Ägypten erfolgreich persische Angriffe ab, bis es 343 v. Chr. von einem persischen Heer wieder erobert wurde. Diese zweite Perserherrschaft wurde schließlich 332 v. Chr. von den Feldzügen Alexanders des Großen beendet.
Aufgrund der wenigen überlieferten Quellen ist die Beurteilung dieser Epoche der ägyptischen Geschichte bisher von nicht zeitgenössischen und zumeist nicht ägyptischen Quellen geprägt worden, die aber ein widersprüchliches Bild zeichnen. Der Umstand, dass es nur wenige zeitgenössische Quellen gibt, soll in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt werden: Ist diese Befundlage Ausdruck einer persischen Ausbeutungspolitik? Haben die persischen Besatzer den lokalen Eliten die Mittel genommen, um ihrer kulturellen Identität materiell Ausdruck zu verleihen? Wie stellte sich das Verhältnis zwischen Besatzern und Besetzten dar?
Diese Fragen sollen durch einen systematischen Vergleich ägyptischer und persischer Quellen, insbesondere demotischer und aramäischer Papyri, beantwortet werden. Sie sollen zum Zweck einer Auswertung erstmals gemeinsam erfasst werden. Durch einen Vergleich dieser Quellen, die insbesondere Rechtsurkunden wie Heiratsurkunden, Sklavenverkäufe oder Gerichtsurteile umfassen, lassen sich Fragen beantworten wie: Wie stellte sich Kulturkontakt zwischen Ägyptern und Persern dar? Werden diese oder jene in den jeweils anderen Papyri thematisiert? Standen sich Ägypter und Perser gleichberechtigt gegenüber? Wie verhielten sich die persischen Besatzer gegenüber der ägyptischen Kultur? Rezipierten die Ägypter umgekehrt die Kultur ihrer Besatzer?
In einem zweiten Schritt sollen die genannten Quellen mit den archäologischen Befunden verglichen werden. Die Heranziehung von Modellen wie dem des symbolischen Kapitals des Soziologen Pierre Bourdieu könnte von einer einseitig ökonomisch orientierten Interpretation der Befundlage zu anderen Möglichkeiten führen: Die Entwertung des kulturellen Wissens der Ägypter zugunsten der Perser hätte einen Prestigeverlust für die Ägypter und deren materielle Kultur bedeutet. Ein Beispiel für diese Entwicklung sind Ägypter, die sich in Persertracht darstellen ließen. Andererseits bedienten sich Perser ägyptischer Kulturformen wie einige Totenstelen beweisen.
In einem dritten Schritt sollen die Ergebnisse der Untersuchung mit der auf die Perserzeit folgenden Ptolemäerzeit verglichen werden, um eine ausgewogene Neubewertung zu vollziehen.