Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Simone Killen

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Simone Killen (Klassische Archäologie)

Parasema – Offizielle Symbole griechischer Poleis

Städtisches Prestige kann sich in vielerlei Formen äußern: Reichtum, Macht, hohes Alter, Abstammung von Göttern und Heroen sowie militärische Überlegenheit waren Eigenschaften einer Polis, die ihr Prestige ausmachen und steigern konnten. Auf diese Charakteristika nahmen offizielle Symbole, so genannte Parasema, Bezug. So wurde etwa auf Münzen durch Götterattribute auf bestimmte Kulte sowie durch beliebte Exportgüter auf Wohlstand und Reichtum angespielt. Auch anderen Gattungen wie Siegeln, Amphorenstempeln, Gewichten, Messgefäßen, Urkundenreliefs und Richtertäfelchen wurde durch Parasema ein offizieller Charakter verliehen und ihnen damit eine offizielle Funktion zugewiesen. Sie repräsentierten die staatliche Autorität und waren in gewissem Sinne Machtinstrumente der Poleis. Denn Parasema garantierten den Wert der Münzen, das korrekte Maß von Gewichten und Messgefäßen, die Echtheit von Richtertäfelchen und Dokumenten und steckten damit den Machtbereich einer Polis ab. So konnte das Prestige einer Stadt an seinem Parasemon abgelesen werden. Die Untersuchung von Parasema als Prestigemedium wirft somit ein Schlaglicht auf die Diskussion um Ansehen in der griechischen Kultur.

Doch ist bislang kaum zu Parasema geforscht worden. Es gibt nur vereinzelte Studien zu bestimmten Aspekten dieser Thematik. Mit meiner Arbeit soll nun erstmalig eine umfassende Materialsammlung der Parasema geleistet werden, die sich auf das griechische Kernland, das westliche Kleinasien und die Schwarzmeerküste konzentriert. Darin werden neben den archäologischen auch epigraphische, numismatische und literarische Quellen zusammengestellt werden, für den Zeitraum von den Anfängen der Parasema in der Archaik bis zum Ende der hellenistischen Zeit. Auf Grundlage dieser breiten Materialsammlung werden folgende Fragestellungen zu Parasema untersucht:

1. Ursprung und Anfänge des Phänomens sollen beleuchtet werden: Welche Faktoren spielten bei der Entstehung eine Rolle? Zudem wird der Entwicklung und Verbreitung der Gegenstände mit Parasemon nachgegangen.

2. Die Parasema sollen ikonographisch analysiert werden: Inwiefern verweisen die dargestellten Symbole auf das Prestige einer Polis? Zudem werden chronologische und gattungsspezifische Charakteristika herausgearbeitet, Beziehungen und Einflüsse der verschiedenen Denkmälergattungen aufeinander erhellt.

3. Bei der Frage nach der Funktion ist vor allem der rechtliche Aspekt der Gegenstände zu berücksichtigen. So ist beispielsweise zu klären, wer für Herausgabe sowie Motivwahl verantwortlich war.

4. Nutzung und Motiv eines Parasemon sagen viel über das Selbstverständnis der betreffenden Polisgemeinschaft aus. Demnach wird z. B. zu untersuchen sein, in welchem Zusammenhang die Verwendung von Parasema mit der kollektiven Identität steht. Wie greifen die Vorstellungen von kollektiver Identität und städtischem Prestige beim Kommunikationsmedium Parasemon ineinander?

Diese Untersuchung wird also nicht nur das Forschungsdesiderat zu Parasema ausfüllen, sondern uns auch einen tieferen Einblick in die Struktur antiker Städte, insbesondere in die Ausdrucksformen und die Bedeutung ihres Prestiges gewähren.