Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Manuel Flecker

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Manuel Flecker (Klassische Archäologie)

Römische Gladiatorenreliefs der späten Republik und der Kaiserzeit aus Mittel- und Süditalien.

Das Forschungsvorhaben befasst sich mit Szenen aus der Welt des munus, d.h. mit Bildern der Gladiatur und der venationes (Tierhetzen). Das geographische Arbeitsgebiet beschränkt sich dabei im Kern auf die italienische Halbinsel. Den Schwerpunkt der Untersuchung bildet die große Zahl an Gladiatorenreliefs der späten Republik und der frühen Kaiserzeit aus Mittel- und Süditalien. Diese Gladiatorenfriese, von denen uns ca. 70 überliefert sind, bilden eine räumlich wie chronologisch weitgehend kohärente Denkmälergruppe. Wie ihre Provenienz sowie die epigraphische Evidenz nahe legen, handelt es sich fast ausschließlich um Reliefs von Grabdenkmälern munizipaler Würdenträger oder reicher Freigelassener in ihrer Funktion als Augustalen. Die Szenen des munus auf den Reliefs verwiesen als Erinnerungsbilder am Grab auf konkrete Ereignisse im Leben der Auftraggeber, d.h. auf ihre Rolle als Veranstalter von Spielen und dienten, indem sie deren liberalitas hervorhoben, der Selbstdarstellung und somit der Formulierung von Prestige der Verstorbenen.
Das Ziel der Untersuchung wird sein, den bisher zu einem großen Teil kaum bekannten und nur selten berücksichtigten Bestand an Gladiatorenreliefs aus Mittel- und Süditalien sowie an Gladiatorengrabsteinen in das Blickfeld der archäologischen Forschung zu rücken.
Es stehen deshalb vor allem zwei verschiedene Aspekte im Mittelpunkt. Es geht zum einen um die vollständige Versammlung des erhaltenen Bestandes und um dessen Dokumentation nach Autopsie, und zum anderen darum, auf dieser Basis die Merkmale, d.h. Form, Ikonographie, Chronologie und Bedeutung zu skizzieren, um daraus resultierend die Gladiatorenreliefs als ein eigenständiges Phänomen zu begreifen. Die Zusammenschau aller Detailergebnisse soll ein komplexes Bild von Ansehen und Bedeutung der munera in ihrem Wandel von Leichenspielen zu öffentlichen Spielen und deren diachroner Veränderung in der Umbruchphase zwischen später Republik und früher Kaiserzeit zeichnen.

Zur Frage des Graduiertenkollegs nach Formen und Aspekten von Prestige innerhalb antiker Kulturen kann die Untersuchung der Bilderwelt des munus vielfältig beitragen, da sie verschiedene Diskursfelder berührt.
Einen Blickwinkel stellt hierbei eine differenzierte Analyse der Bilder als Statuspräsentation am Grab dar. Von besonderem Interesse ist, wie diese Bilderwelt das Prestige verschiedener sozialer Gruppen artikuliert und markiert: Zum einen als Selbstdarstellung der städtischen Oberschichten, zum anderen aber auch als Statuspräsentation einer ‚randständigen' Gruppe innerhalb der antiken-römischen Gesellschaft, der Gladiatoren selbst. Welche Strategien verwandte man um symbolisches Kapital zu erwerben und zu formulieren? Welche Elemente begründeten das Prestige sowohl der Spielgeber wie auch der Gladiatoren? Was begründete das Prestige der munera im Vergleich mit anderen Leistungen für die Gemeinschaft? Wie konnten diese zu einem der zentralen Themen auf den Grabbauten der späten Republik und frühen Kaiserzeit werden? Darüber hinaus trug die Veranstaltung von Gladiatorenspielen nicht nur zum Prestige der Spielgeber bei, sondern vielfach auch zum Ansehen der noch jungen municipia und coloniae.
Einen anderen Blickwinkel stellen die Gladiatorendarstellungen im häuslichen Bereich, auf Lampen und vor allem die große Zahl an Graffiti dar. Sie geben Hinweise darauf, wie man sowohl die Gladiatur selbst, wie auch die soziale Gruppe der Gladiatoren in der Gesellschaft sah.