Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Kristina Friedrichs

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Kristina Friedrichs (Byzantinische Kunstgeschichte)

„Episcopus plebi Dei. Zum Historienbewusstsein und der medialen Amtsinszenierung der frühchristlichen Päpste“

Der Bischof von Rom ist der Inhaber der cathedra Petri. Er ist der Papst und Führer der Christenheit. Was heutzutage beinahe schon banal anmutet, war in frühchristlicher Zeit ein schlichtweg unmöglich postulierbarer Machtanspruch. In dieser Epoche wurde jedoch der Grundstein für die weitere Entwicklung des Papstamtes gelegt und erste Zeugnisse für ein sich entwickelndes Selbstbewusststein geschaffen.

Das Ziel der Dissertation ist es folglich, zu untersuchen, inwieweit sich der Papst der herausragenden Stellung seines Amts bewusst war, das ihn über Bischöfe anderer bedeutender Zentren stellte, und wie er das stetig wachsende Prestige nach außen kommunizierte. Im Sinne einer Inszenierung können verschiedene Strategien geschieden werden, seien es politische Aktionen oder sprachliche und literarische Zeugnisse, seien es personenzentrierte Rituale und künstlerische Leistungen wie in der Architektur und ihrer Ausstattung. Auf Grund dieser breit gefächerten Möglichkeiten zur Vermittlung von Prestige wurde der Forschungsansatz betont interdisziplinär gewählt.

In einem historischen Teil wird zu klären sein, wie der Prestigeerwerb von statten ging. Dabei werden die verschiedenen Sphären eines päpstlichen Machteinflusses, also in einem innerrömischen Orbit, im Bereich der italienischen Halbinsel, bzw. des weströmischen Reichs und auch innerhalb der gesamten Ökumene, chronologisch einbezogen. Problemfelder sind hierbei die Durchsetzung der juristischen Anerkennung einer Vorrangstellung Roms, aber auch praktische Aufgaben des alltäglichen Lebens und insbesondere der Umgang mit Kaiser, was etwa das Stifterverhalten anbelangt.

Der kunsthistorische Hauptteil wird klären, ob der Papst bauliche und liturgische Aktivitäten zur Lenkung der öffentlichen Wahrnehmung und damit zur Festigung und Steigerung seines Prestiges nutzte. Passagen in Quelltexten, wie etwa dem Liber Pontificalis, ermöglichen einen Einblick in die Stiftertätigkeit der römischen Bischöfe in der Zeit vom frühen fünften Jahrhundert bis zum zweiten Viertel des sechsten Jahrhunderts. Darüber hinaus geben prominente Bauten wie S. Sabina, S. Maria Maggiore, das Lateranbaptisterium oder S. Stefano Rotondo Aufschluss über sich manifestierende politische Ansprüche. Diese äußern sich zum Beispiel in liturgischen Zeremonien, die die Bedeutung des Papstes in seiner Gemeinde unterstreichen. Aber auch anhand von Mosaiken, bzw. deren Ikonographie lässt sich das Selbstbild der Päpste und ihres Amtes umreißen. Ebenso stellen architektonische Formulare ein Zeugnis für die Übernahme älterer kaiserlicher Schemata mit dem Ziel der Steigerung des baulichen Prestiges dar. Denselben Zweck konnten darüber hinaus aufwändig zu errichtende Architekturmotive und seltene Materialien zur Untermauerung des Ansehens dienen.

Durch die Synthese der verschiedenen Aspekte soll ein umfassendes Bild des päpstlichen Selbstbewusststeins und der expliziten Steuerung von Prestigeerwerb und –erhalt innerhalb eines chronologischen Bogens gezeichnet werden.