Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Janne Arp

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Janne Arp (Ägyptologie)

Der Zusammenhang zwischen Prestige und der Anlage sowie Gestaltung komplexer Gräber des altägyptischen Neuen Reiches. Eine Untersuchung am Beispiel der Privatnekropole von Achetaton.

Dreh- und Angelpunkt dieses Dissertationsprojekts ist die Methodik zur sozialen Interpretation von Gräbern.

Mit der Bezeichnung "komplexe Gräber" wird auf die speziellen Umstände des Untersuchungsgegenstandes hingewiesen: Schon zu Lebzeiten des designierten Grabbesitzers wurden oberhalb des eigentlichen Grabes begehbare Raumfolgen geschaffen, deren architektonische Elemente inschriftlich, figürlich und dabei meist szenisch dekoriert waren. Diese Art von Gräbern wurde in der Regel für hohe Beamte nahe der Residenzstadt angelegt - im gewählten Zeitrahmen demnach in der thebanischen Nekropole sowie in jener von Achetaton.

In der großen Masse der zeitlich weit streuenden Gräber von Theben ist es mitunter schwierig, Zeitgenossen auszumachen (Beamte mit denselben Lebensdaten können zu verschiedenen Zeiten Karriere gemacht und ihr Grab begonnen haben, usw.), zudem wurden Gräber nicht immer beendet, häufig wieder verwendet oder anderweitig beschädigt. Die Quellenlage in Achetaton ist dagegen sehr günstig: Die Anzahl der Gräber ist überschaubar, die Besitzer waren definitiv zur gleichen Zeit im Amt und die Gräber wurden nicht wieder verwendet.

Die Ursache für diese "Dornröschensituation" birgt jedoch ganz andere Probleme für die Analyse: Derselbe religiös motivierte Umbruch, der überhaupt zum (letztendlich) kurzzeitigen Verlassen von Theben zugunsten von Achetaton geführt hatte, beeinflusste auch die Anlage und Gestaltung der Gräber, die dadurch einige offensichtliche Unterschiede zu den Vorherigen aufweisen. Daneben - vielleicht auch deshalb - ist der Publikationsstand dürftig: Die Gräber wurden vor gut 100 Jahren einzeln veröffentlicht und anschließend nicht im Vergleich betrachtet.

Eigene Vorarbeiten im Rahmen der Magisterarbeit konnten diese Problematik um die Nekropole von Achetaton aufarbeiten. Auf der optimierten Basis war es möglich, ein System hinter der Grabgestaltung zu ermitteln, welches neue Wege für die Analyse aufzeigt. Bei deren Verfolgung, die nun das Ziel des Projekts darstellt, geht es hauptsächlich darum, die Medien der Gestaltung von den Inhalten zu unterscheiden. Während eine zeitgenössische Wertsetzung innerhalb der Bandbreite der Medien nicht zu rekonstruieren - und nach den Ergebnissen für Achetaton nicht einmal anzunehmen ist, muss vielmehr versucht werden, den Grad der "Ausformulierung" der Inhalte zu vergleichen. Eine bedeutende Rolle bei der Untersuchung wird der Aspekt der bewussten, zielgerichteten und unverfälschten Darstellung des eigenen Ansehens spielen. Die angesprochene Umbruchsituation erfordert und ermöglicht es zugleich, die historisch bedingten Veränderungen sowohl der Art und Weise der Darstellung, als auch der dargestellten Form von Ansehen einer näheren Betrachtung zu unterziehen.