Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Ingo Schrakamp

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Ingo Schrakamp (Assyriologie)

Militär und Kriegswesen in Frühdynastischer und Akkade-Zeit

Sargon von Akkade, dessen Thronbesteigung konventionell auf das Jahr 2334 v. Chr. datiert wird, begründete das erste Großreich der Geschichte. Nachdem Sargon seine Machtposition im semitisch geprägten Norden Babyloniens gefestigt hatte, schlug er in der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit den sumerischen Herrscher Lugalzagesi. Dadurch einte Sargon Sumer und Akkade unter seiner Herrschaft und legte das Fundament für ein zentralistisch gelenktes Reich, das die rivalisierenden Klein- oder Stadtstaaten seiner sumerischen Vorgänger an Ausdehnung um ein Vielfaches übertraf. Seine Nachfolger vergrößerten ihren Machtbereich durch weitreichende Feldzüge in einem Gebiet vom Mittelmeer über Syrien, Südanatolien und Westiran bis nach Oman. Unter Sargons Enkel Naramsin erreichte Akkade seine größte Machtfülle. Entsprechend schmückte sich der vierte Herrscher der Dynastie mit dem Titel "König der vier Weltteile".
Das Instrument der expansiven Politik Akkades stellte das Heer dar. Die in den offiziellen Inschriften der Akkade-Herrscher summierten Zahlen getöteter und gefangener Gegner gehen in die Zehntausende und legen von der Durchsetzungsfähigkeit des akkadischen Militärapparates erschreckendes Zeugnis ab.

Der rasche Aufstieg Akkades zum Großreich hat zahlreiche Fragen aufgeworfen, die bislang keiner umfassenden Bearbeitung unterzogen worden sind. Lag dem raschen Erfolg Akkades wehrtechnische Überlegenheit zugrunde? Ist die weite Expansion auf die Existenz eines stehenden Heeres zurückführen?
Eine Klärung dieser Fragen kann nur im Vergleich mit den Verhältnissen der vorangegangenen Frühdynastischen Zeit erfolgen. Eine umfassende Bearbeitung des mesopotamischen Kriegswesens der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends liegt bislang nicht vor.

Das Dissertationsprojekt versucht, diese Forschungslücke zu schließen. Mit Berücksichtigung der archäologischen Befunde werden die altsumerischen und altakkadischen Verwaltungstexte in bezug auf Fragen nach Bewaffnung, Truppentypen, Organisation, der Existenz eines stehenden Heeres, Hierarchie, Rekrutierung, Unterhaltung des Militärapparates, den Status von Angehörigen des Militärs in der Gesellschaft und strategische Konzepte im Hinblick auf die Verteilung von Militärstützpunkten ausgewertet.
Ein wesentlicher Teil der Arbeit dient der Klärung realienkundlicher Probleme, die nur durch die Verknüpfung keilschriftlicher und archäologischer Befunde gelöst werden können. Durch die Abgrenzung echter Kampfwaffen gegen Waffen als Statusmarker ist eine treffende Bestimmung der Waffengattungen und Truppentypen der Frühdynastischen und der Akkade-Zeit zu erzielen.
Die Auswertung administrativer Texte vor der Hintergrund ihrer Archivzusammenhänge und geographischer Verteilung gestattet die Beantwortung von Fragen nach Garnisonen und strategischen Konzepten. Ebenso lassen sich Fragen nach Hierarchie, Organisation, Zusammensetzung und Rekrutierung des Heeres, der Existenz stehender Kontingente und der Stellung von Militärangehörigen in der Gesellschaft aufgrund der Analyse administrativer Texte beantworten.

Die umfassende Bearbeitung aller genannten Aspekte mesopotamischen Kriegswesens in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends stellt somit nicht nur einen unmittelbar militärkundlichen und lexikographischen Beitrag dar, sondern steuert wertvolle Ergebnisse zur Rekonstruktion der historischen Entwicklung und zur Kenntnis sozialgeschichtlicher Verhältnisse des beschriebenen Zeitraumes bei.