Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Florian Schneider

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Florian Schneider (Vor- und Frühgeschichte)

Die Rolle von Prestigegütern in der Organisation sozialer Beziehungen in der Hunsrück-Eifel-Kultur, der Champagne und in den Ardennen während der Frühlatènezeit

Das Forschungsvorhaben verfolgt zwei Ziele. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, ob sich für die frühlatènezeitlichen Gesellschaften zwischen Marne, Mosel und Ardennen "Prestige" nachweisen lässt. Der Versuch, diese Frage systematisch zu beantworten, erscheint vor dem Hintergrund einer deutlichen Differenzierung der Bestattungen hinsichtlich Qualität und Quantität der Grabbeigaben einerseits als vielversprechend und unter Berücksichtigung von Theorien zu einem "Prestige-Gütersystem" als Faktor bei der Herausbildung einer sozialen Differenzierung (bspw. Ekholm 1972; Frankenstein & Rowlands 1978), andererseits als wünschenswert. Wichtiger jedoch, als Aussagen zum Vorhandensein von Prestige zu treffen, erscheint es - im Sinne des Konzeptes der "histoire-problème" (Dosse 1987) -, seine gesellschaftliche Funktion erklären zu können.

Dabei sieht sich dieses Forschungsvorhaben mit dem Problem konfrontiert, dass das Phänomen "Prestige" von Prähistorischen Archäologen bislang kaum konzeptionalisiert wurde. Daher besteht das zweite Ziel dieser Arbeit darin, sich mit den Fragen "Was ist Prestige?" und "Wie lässt sich Prestige im archäologischen Befund belegen?" auseinander zu setzen. Dies soll am Beispiel der frühlatènezeitlichen Gesellschaften zwischen Marne, Mosel und Ardennen geschehen.
Als Quellen stehen vor allem Gräber zur Verfügung. Im Gegensatz zur bisherigen Forschung, die sich stark auf Gräber mit exzeptionellen Beigaben konzentrierte (jüngst Diepeveen-Jansen 2001) - d.h. auf die Gräber der Kategorie "Fürsten-, Adels- oder Prunkgrab" -, stellt die Berücksichtigung aller Gräber den Ausgangspunkt für die Analyse dieser Arbeit dar. Die Bestattungen - zumindest solche, die gängigen quellenkritischen Anforderungen entsprechen - sollen möglichst nach allen verfügbaren Gesichtspunkten (Bestattungsritus, -form und Grabform) statistisch erfasst werden. Die Begründung für dieses Vorgehen besteht in der Annahme, dass "Prestige" - unabhängig von einer bestimmten Definition - in einem gesamtgesellschaftlichen Rahmen entsteht. Daher erscheint es als unzulässig, einzelne Gräber aus der Gesamtheit der Bestattungen herauszugreifen. Denn zu bedenken ist, dass selbst diese Gesamtheit nur einen Teil der gesellschaftlichen Realität darstellt; und dass ferner die Beschränkung auf Gräber, die sich auf Grund bestimmter Aspekte von den verbleibenden Bestattungen unterscheiden, die Spannbreite derjenigen kulturellen Äußerungen einschränkt, welche einer Codierung von "Prestige" gedient haben könnten. Es sollte nicht vergessen werden, dass die Isolierung solcher kultureller Äußerungen nur zu den Ergebnissen einer Analyse gehören kann nicht aber zu deren Prämissen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Forschungsvorhaben sich inhaltlich außerhalb gängiger archäologischer Forschungspraxis befindet. Inwieweit bewährte archäologische Methoden ausreichen, die zuvor genannten Ziele zu erreichen, wird sich daher erst im Verlauf der Arbeit zeigen.