Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Dr. des. Berit Hildebrandt

Berit Hildebrandt (Alte Geschichte)

Seide als Prestigegut in der Antike
Tiernutzung in der griechischen Frühzeit unter dem Aspekt des Prestige

Seide als Prestigegut in der Antike

Seide war bereits in der Antike ein begehrtes Luxusgut. Schon bevor chinesische Seide in den Mittelmeerraum gelangte, schätzte man lokale Seidenarten und andere dünne Stoffe. In der Bewertung der Seide zeichnen sich allerdings diachron und geographisch Unterschiede ab. Vor allem aus römischer Zeit liegen uns zahlreiche Zeugnisse vor, die den mit beträchtlichen Kosten verbundenen Erwerb und die Verwendung von Seide tadeln: Nicht nur würden Ressourcen beim Kauf des "barbarischen" Gutes verschwendet, sondern die dünnen Seidenkleider seien zudem unanständig und vor allem bei Männern "weibisch" und entehrend (schaut man dagegen in das archaische Ionien, wurden fließende, anschmiegsame Gewänder - freilich wohl noch nicht aus chinesischer Seide - offensichtlich auch für Männer als angemessen betrachtet). Interessant ist, daß die Kritik die Beliebtheit und den Konsum von Seide auch in der römischen Oberschicht nicht verhindern konnte. Die Schriftquellen lassen daher annehmen, daß ein Prestigegut wie Seide in verschiedenen Kontexten (z. B. dem ökonomischen und dem sozialen) unterschiedlichen Diskursen unterworfen war. Es wäre daher zu untersuchen, welche gesellschaftlichen Gruppen sich für die jeweiligen Beurteilungen der Seide bzw. der Seidenprodukte wahrscheinlich machen lassen. Nicht zuletzt muß der jeweilige historische Hintergrund berücksichtigt werden; so spiegelt z. B. der Konflikt um den Gebrauch von Seide in römischer Zeit u. a. die Probleme, vor welche die Römer sich aufgrund der Einflüsse aus neu eroberten oder durch Handelsbeziehungen in den Blick gerückten Gebieten im Osten gestellt sahen. Zusammenfassend soll in diesem Projekt die Beurteilung von Seide als Prestigegut in der Antike im jeweiligen sozialen, historischen und geographischen Kontext genauer beleuchtet werden.

Tiernutzung in der griechischen Frühzeit unter dem Aspekt des Prestige

Die Nutzung von Tieren bietet auf vielfältige Weise die Möglichkeit, "Prestige" zu demonstrieren. Bereits die Beschaffung der Tiere durch Jagd, Zucht oder Akquisition kann exklusiv, d. h. einzelnen Personen oder einer bestimmten Gruppe vorbehalten gewesen sein. Auch die Haltung von domestizierten Tieren bietet ein weites Feld für die Sichtbarmachung von Prestige: Sowohl Art als auch Größe einer Herde spiegeln die ökonomische Potenz des Besitzers, da für Zucht und Unterhalt erhebliche Ressourcen nötig sind. Bei der eigentlichen Nutzung des Tieres können erneut verschiedene Formen von Prestige konstruiert und demonstriert werden, sei es durch die Repräsentation lebender Tiere (z. B. als Begleit-, Reit- oder Zugtiere) oder durch Art und Umfang der Verwendung und Konsumption tierischer Produkte wie z. B. Fleisch, Leder und Fell oder Zähne (man denke nur an den Eberzahnhelm der homerischen Epen). Der hier ins Auge gefaßte Zeitraum soll die mykenische Zeit und die sogenannten Dunklen Jahrhunderte umfassen (ca. Anfang des 16. bis zum 8. Jh. v . Chr.). Neben schriftlichen Zeugnissen aus mykenischer und früharchaischer Zeit stellen archäologische Befunde die zentrale Quelle dar. Zu letzteren gehören Tierdarstellungen ebenso wie Tierknochenfunde, die aus Siedlungs-, Grab- und Heiligtumskontexten stammen. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, inwiefern Prestigeunterschiede Hinweise auf die Gesellschaften geben, in denen sie verankert sind. In Hinblick auf die Entstehung bzw. Verfestigung gesellschaftlicher Strukturen in den Dunklen Jahrhunderten könnten sich daraus erhellende Aufschlüsse ergeben, besonders im Vergleich mit Strategien der mykenischen Zeit sowie kontemporärer Gemeinwesen im östlichen Mittelmeerraum.