Formen von Prestige in Kulturen des Altertums
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Alexander Ahrens

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Alexander Ahrens (Vorderasiatische Archäologie/Ägyptologie)

Einfluss, Bedeutung und sozio-politische Funktion von ägyptischen Importen (Aegyptiaca) und ägyptisierenden Objekten im kulturellen Kontext der nordlevantinischen Staaten der Bronzezeit

Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, eine umfassende Neuevaluation der im nordlevantinischen Raum aufgefundenen ägyptischen Importgüter (Aegyptiaca) sowie der lokalen, d.h. ägyptisierenden Objekte durchzuführen, welche die funktionale Bedeutung und die sozio-politische Rolle dieser Güter auf die levantinischen Staaten des 3. und 2. Jts. v. Chr. aufzeigt. Die Möglichkeit einer Deutung der Funktion ägyptischer Importe als Prestigegüter kann es ermöglichen, die spezifischen Mechanismen der interkulturellen Beziehungen in den unterschiedlichen historischen Perioden der Bronzezeit zwischen dem ägyptischen Reich und der nördlichen Levante genauer zu analysieren und eingehend darzustellen.

Über diese Analyse hinausgehend sollen des Weiteren die Austauschsysteme und -prozesse der Kommunikation untersucht werden, die besonders im archäologischen, aber auch im historisch-inschriftlichen Quellenmaterial der beiden Regionen abzulesen sind. Es wird zudem zu prüfen sein, inwieweit chronologische und besonders auch formale Aussagen bezüglich 1) der Versendung der ägyptischen Importstücke und 2) des jeweiligen immanenten Bedeutungswertes der einzelnen Artefakte im interkulturellen Kontext sowie 3) der Abhängigkeit, der Wirkung und des Einflusses der genuin ägyptischen Importe auf lokal levantinisch gefertigte, ägyptisierende Artefakte getroffen werden können.

Dabei steht auch im Vordergrund, die jeweiligen chronologischen Unterschiede der Bedeutung und der Mechanismen herauszuarbeiten, in denen die ägyptischen Importe wirken. Für die Untersuchung ist zudem auch die unterschiedliche soziale und politische Struktur der Staaten der nördlichen Levante in Betracht zu ziehen, die sich maßgeblich von den politischen Systemen Ägyptens und Mesopotamiens unterscheidet und eine Rezeption fremder Ausdrucksformen bzw. Objekte zur eigenen politischen Legitimation begünstigt und notwendig macht. Die Frage der Funktion der Aegyptiaca wird somit auch zur Frage der politischen, sozialen und ideologischen Legitimation. Die historische und chronologische Einordnung sowohl der innenpolitischen und innerkulturellen Veränderungen der nördlichen Levante (die Infrastrukturen) als auch der überregionalen Austauschmechanismen zwischen Ägypten und Vorderasien (die Interaktionen), soll es ermöglichen, die Beziehungen beider Regionen zu erfassen. Abschließend soll versucht werden, die dadurch erarbeiteten strukturellen Unterschiede und Ergebnisse mit theoretischen Konzepten und Modellen in der Archäologie bzw. weiteren Erklärungsansätzen und Paradigmata (so z.B. der Semiotik und Soziologie) in Bezug zu setzen bzw. neue, eigenständige Ansätze zu erarbeiten.

Das Dissertationsprojekt beschränkt sich somit nicht - wie die bislang fast ausschließlich in der Wissenschaft vertretende Vorgehensweise - auf eine allein deskriptive Bescheibung und Auflistung der Aegyptiaca und der davon abhängigen ägyptisierenden, lokalen Objektgruppen. Vielmehr soll erstmals versucht werden, die kultur-historischen und sozio-politischen Faktoren der komplexen Beziehungen zwischen den Regionen Ägyptens und der nördlichen Levante im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. zu erfassen, in denen diese Artefakte als Prestigegüter wirken und Bedeutung erlangen konnten.